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AutorenbildJojo Weiß

Angst vor dem Finanzamt - Wie Hypnose bei der Angst vor dem Steuerbescheid helfen kann.



Fallbeispiel: Ich hatte immer Angst vor dem Steuerbescheid. Die Furcht davor, viel Geld zahlen zu müssen, hat mich gelähmt. Hypnose hat mir geholfen, meine Probleme zu bewältigen.

Paul (Name geändert), 32 Jahre alt, getrennt lebend und Vater eines kleinen Jungen, kam über eine Empfehlung zu mir. Als selbstständiger IT-Berater verdiente er gutes Geld, doch seine negativen Gedanken rund um das Thema Steuern, Finanzamt, Abgabefristen und dergleichen machten ihm Angst.

Der Briefkasten war für ihn zu einem Feind geworden, ein Ort, an dem der gefürchtete Umschlag mit dem Steuerbescheid liegen könnte. Es kostete ihn größte Überwindung, das silberne Türchen seines Briefkastens aufzusperren und die Post zu entnehmen. Meist legte er Briefe, in denen er Rechnungen und Amtsschreiben vermutete, auf einen Stapel an seinem Arbeitsplatz, wo schon andere ungeöffnete Post lag.

Unser erster Kontakt hatte in einem kostenfreien telefonischen Erstgespräch stattgefunden, in dem mir Paul ausführlich von seinen Ängsten und Wünschen erzählt hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits größere Schwierigkeiten mit seinem Finanzamt, diverse Mahnungen, Briefe mit Säumniszuschlägen und es war höchste Zeit etwas zu tun.

‚Jojo, ich hab' mich richtig tief reingeritten, ich weiß nicht mehr, wo hinten und vorne ist und hoffe, dass mir die Hypnose helfen kann, meine Angst vor dem Steuerbescheid und der Auseinandersetzung mit dem zuständigen Sachbearbeiter zu nehmen‘“, sagte Paul mit einem flehenden Blick.

Seine Angst war deutlich zu spüren, und ich wollte ihm erst einmal das Gefühl geben, dass wir, egal was kommen würde, eine geeignete Lösung finden würden. Jedes Mal, wenn er nur an Steuern dachte oder von dem Thema sprach, bekam er körperliche Symptome wie Herzklopfen, Schweißausbrüche und einen trockenen Mund.

Sein bester Freund und seine Ex-Frau hatten schon mehrfach versucht, mit ihm möglichst sachlich über die Problematik zu sprechen, doch dann hatte er die Gespräche einfach abrupt abgebrochen. Die Angst hatte dann mehr und mehr seinen Alltag übernommen.

„Ich sehe mich schon im Gefängnis sitzen, nur weil ich Fehler in der Steuererklärung gemacht habe“, erklärte er verzweifelt. Es schien, als hätte Paul ein total verzerrtes Bild der Realität und ich bot ihm an, dies einmal näher zu betrachten.


In seiner Familiengeschichte fanden sich deutliche Hinweise auf Prägungen, die eine solch ausgeprägte Angst vor der Steuer und finanziellen Sorgen begünstigen konnten. Sein Vater hatte mehrfach mit dem Finanzamt zu tun gehabt, und die Familie musste einmal sogar ihr Haus verkaufen, um Schulden zu begleichen.

„Über lange Phasen hinweg erlebte ich meinen Vater jeden Tag verzweifelt und niedergeschlagen. Er sprach die ganze Zeit über seine Firma und von Geld, redete immer wieder davon, dass es nicht laufen würde und alles ginge den Bach runter. Außerdem würde ihm das Finanzamt im Nacken sitzen. Es fühlte sich an wie eine ständige Bedrohung“, erzählte Paul und bat darum, im Raum umherlaufen zu dürfen, während er sprach.


Es schien so, als hätte sich enorm viel Druck aufgestaut in Paul, den er endlich loswerden konnte durchs Reden und ich gab ihm den Raum dafür.

An einem bestimmten Punkt seiner Schilderung blieb er stehen und sagte: ‚Ich klinge genau wie mein jammernder Vater, während ich hier meinen Seelenmüll ausschütte."

"Vielleicht hast Du all das schon eine ganze Weile mit dir herumgetragen und es war an der Zeit, es mal loszuwerden?“, antwortete ich vorsichtig fragend.

Im Gegensatz zu den meisten meiner Klienten und Klientinnen hatte Paul vor unserer Zusammenarbeit in der Hypnosepraxis noch keine professionelle psychologische Unterstützung in Anspruch genommen.


Paul verfügte als IT-Experte einerseits über einen ausgeprägten logischen Sachverstand und auf der anderen Seite gingen seine Emotionen völlig mit ihm durch, wenn er in seiner Phantasie diverse Katastrophenszenarien immer wieder durchspielte und sich darin verlor.

Ich bot ihm Elemente aus dem NLP (neurolinguistisches Programmieren) an, mit denen er sich als Computerfachmann gut identifizieren konnte. Hier konnten wir gut eine Brücke schlagen, zwischen dem rationalen Denken und seiner Gefühlswelt. Für die Hypnosesitzungen wünschte sich Paul von Anfang an das Erlernen der Selbsthypnose, um seine Fähigkeit zur Selbstregulation zu verbessern.

Als ersten konkreten Schritt in der Außenwelt vereinbarten wir, dass Paul Kontakt mit seinem Steuerbüro aufnehmen würde, um die Karten offen auf den Tisch zu legen. Die Mitarbeiterinnen dort waren schon reichlich genervt davon, dass Paul sich nicht zurückmeldete und dadurch die Schwierigkeiten mit dem Finanzamt überhaupt erst so eskalieren konnten.

Wie so oft, wenn Ängste im Spiel sind, zeigte sich auch in Pauls Fall, dass er sich häufig wie ein Kind fühlte, welches den Problemen nicht gewachsen schien.


„Wäre es möglich, meine ungeöffnete Post mit hierher zu bringen, um sie in deiner Gegenwart zu öffnen?“, fragte Paul.

„Selbstverständlich, wenn es dir hilft, den nächsten Schritt zu gehen, können wir das gerne machen“, antwortete ich und schlug vor nach draußen zu gehen, um Pauls Drang nach Bewegung freien Lauf zu lassen.


Da er sich mit Persönlichkeitsentwicklung, Coaching und Therapie bisher sehr wenig beschäftigt hatte, konnte ich ihm einige für ihn unbekannte Modelle und Sichtweisen anbieten, die ihm neue Perspektiven ermöglichten.

Wie zufällig führte ich ihn bei unserem Spaziergang am Gebäude des Finanzamtes vorbei, welches unweit meiner Praxis steht. Dort war gerade Mittagspause und die Angestellten kamen aus dem Gebäude, um zu rauchen oder sich ihr Mittagessen zu besorgen.

„Schau“, sagte ich. „Die Mitarbeiter*innen des Finanzamtes machen Mittag. Ist es nicht so? Sie sind Menschen wie du und ich, mit ihren eigenen Problemen und Bedürfnissen. Letztendlich wünschen sie sich, genau wie wir, glücklich und zufrieden zu sein.“


Als er mich anschaute, fügte ich mit einem Lachen hinzu: „Und wahrscheinlich möchten sie am liebsten möglichst wenig Steuern bezahlen.“ Jetzt lachten wir beide und gingen noch einmal durch, welches seine nächsten Schritte sein würden.


Paul sagte zu, gleich am Nachmittag seinen Steuerberater anzurufen und zu unserer nächsten Hypnosesitzung seine gesamte ungeöffnete Post mitzubringen.


Am nächsten Tag hatte ich eine Nachricht von Paul auf dem Anrufbeantworter der Praxis, in der er mir mitteilte, dass er spontan alle Briefe geöffnet und einen kurzfristigen Termin mit seinem Steuerbüro vereinbart hätte. Außerdem bat er darum, unsere nächste Sitzung nach hinten zu verschieben.


Ja, es gibt sie - die großen Schritte in der Therapiearbeit - und oft wissen wir nicht genau, was der Auslöser dafür war.


Paul jedenfalls ging mit Siebenmeilenstiefeln voran, sodass ich aus dem Staunen gar nicht herauskam. Es war, als ob er einen Schalter umgelegt hätte, und er arbeitete seine Versäumnisse Schritt für Schritt ab und gewann an Selbstbewusstsein und Zuversicht.


Als wir uns nach zwei Wochen wiedersahen, wirkte er viel ruhiger und reifer. Er hatte sich zweimal mit seinem Steuerberater getroffen und im Finanzamt hatte sich nach seinen Worten eine sehr konstruktive Mitarbeiterin seines Falles angenommen. Er wusste jetzt konkret, welche Summen auf ihn zukamen und stellte fest, es war alles durchaus im Bereich des Möglichen.


„Eines weiß ich genau, ich werde es nie wieder so weit kommen lassen“, sagte er mit dem Brustton der Überzeugung. „Ich brauche auch nicht mehr meine Vergangenheit aufzuarbeiten oder meinen Eltern irgendwelche Schuldvorwürfe zu machen."


"Was ich daraus gelernt habe ist, den Umgang mit Finanzen als Erwachsener selbstbestimmt zu regeln und vor allem meine Probleme mit Steuern, Selbstständigkeit und all den Schwierigkeiten von meinem Sohn fernzuhalten. Ich danke Dir für diese Aufwachmomente während unserer Zusammenarbeit und möchte erst mal keine weiteren Sitzungen in Anspruch nehmen.“


„Ganz herzlichen Dank für dein Vertrauen“, antwortete ich und wollte zum Abschluss gerne wissen: „Kannst du sagen, was dir an den Sitzungen hier in der Praxis am ehesten hilfreich war?“


Paul überlegte kurz und antwortete dann: „Hm. Du bist sehr nahbar und machst so Sachen, wie einfach mal miteinander rausgehen während einer Sitzung. Das habe ich überhaupt nicht erwartet.“


„Als wir vor dem Finanzamt standen und die Leute ihre Kippenschachteln zückten oder ihre belegten Brötchen aus der Alufolie wickelten, um im Stehen zu essen, war das so ein Aha-Moment. Hinter dieser Behörde stecken Menschen aus Fleisch und Blut, die alle nur mit Wasser kochen“, sagte er und wir gaben uns die Hand.


Fazit: Paul hatte allem Anschein nach Ängste und den Umgang mit Problemen im Bezug auf Steuer- und Finanzangelegenheiten von seinem Vater übernommen. Ihm half es, das Menschliche hinter Formularen, Behörden und Ämtern zu entdecken und so ungewöhnlich schnell ins Handeln zu kommen.


Er verspürte weniger den Wunsch, die Ursachen seiner Problematik weiter zu erforschen, als konkret ins Tun zu kommen und Lösungen zu finden. Innerhalb erstaunlich kurzer Zeit gelang es ihm, mit Hilfe seiner Steuerkanzlei und einer sehr kooperativen Mitarbeiterin des Finanzamtes Ordnung in ein Chaos zu bringen, welches durch Angst und Vermeidung entstanden war.


Hypnose ist eines der ältesten Heilverfahren, die wir kennen. 2006 wurde sie vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie (WBP) anerkannt. In der Regel kommen meine Praxisbesucher*innen zwischen drei und fünf Mal zur Behandlung, um eine Lösung für ihr Problem zu finden. Im Vorfeld einer Hypnosetherapie bei Ängsten solltest Du organische Ursachen für dein Anliegen ausgeschlossen haben. Mehr über Jojo Weiß.

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